Exzessive Sitzzeiten sind heute in allen Industrieländern zur alltäglichen Gewohnheit geworden. Die konventionelle Sitzhaltung wird als volksgesundheitliche Belastung dargestellt.
Der Verfasser und Gründungsmitglied Prof. Mag. Messner im Jahre 2010 der SITWELL STEIFENSAND AG, sieht das Sitzen als obsolete „Kompressionshaltung“, die den Gewebedruck im Abdomen derart verstärkt, dass im Laufe von Jahren eine bedrohliche Sauerstoffunterversorgung der betroffenen Organe daraus resultiert.
Unter oxidativem Stress reagiert der Körper mit metabolischen, gastrointestinalen, respiratorischen, urogenitalen und kardiovasculären Symptomen und Syndromen. Die abdominale Überdruck-Hypothese des Verf. muss allerdings erst durch intraabdominale Druckmessungen bestätigt werden.
Für die Reform der Arbeitshaltung in Schulen und Büros wird eine Revision der arbeitswissenschaftlichen Empfehlungen für die „korrekte“ Sitzhaltung postuliert.Pharaonen, Kaiser, Könige und Päpste und alle, die es zu etwas gebracht haben auf dieser Welt, haben uns die thronende Sitzhaltung vorgezeigt und wer gar in den Himmel aufgestiegen war, der durfte zur Rechten des auf seinem Richterstuhl waltenden Weltengottes seinen Sitzplatz einnehmen.
Einen kulturell derart solide legitimierten und geheiligten Brauch zu kritisieren oder gar ändern zu wollen, bedarf daher der Rechtfertigung.
Meine Nachforschungen zum Thema „Sitzen“ haben ergeben , dass die herkömmliche Sitzhaltung, wenn sie exzessiv praktiziert wird, nicht nur als Hauptursache für Rückenschmerzen und andere musculoskeletale Beschwerden in Frage kommt, sondern auch mit einer langen Reihe von Irritationen und Erkrankungen des metabolischen, gastrointestinalen, urogenitalen und kardiovasculären Formenkreises korreliert.
Gut erforscht ist der enge Zusammenhang exzessiver Sitzzeiten mit dem metabolischen Syndrom: Bluthochdruck, Diabetes 2, Herz-Kreislaufproblemen, Schlaganfall und verminderter Lebenserwartung.(Hamilton et al. 2008; Ekblom-Bak 2009)
Dass z.B. die sogenannte „Flugthrombose“ nicht vom Fliegen, sondern vom mehrstündigen beengten Sitzen im Flugzeug verursacht und auch beim Bürositzen erzeugt wird, ist bekannt.
Die Befassung mit Dekubitus, dem Wundliegen bei Bettlägrigkeit und dem Wundsitzen von Rollstuhl-Abhängigen führt zur Erkenntnis, dass stärkere kurzzeitige Drücke auf das Körpergewebe offenbar dieselben Wirkungen zeigen wie langdauernde schwache Drücke. (Seiler 2007) Die Tiefenwirkung des Sitzdrucks lässt vermuten, dass solche Drücke nicht an der äußeren Hautgrenze halt machen. Der Paradefall eines „Inside-Dekubitus“ ist das Abdominale Kompartment Syndrom:
Wenn in einem Kompartiment des Organismus aus verschiedenen Gründen ein Gewebeüberdruck entsteht (z.B. iatrogen oder durch Blutergüsse oder raumfordernde Geschwüre und Flüssigkeiten), muss rasch für chirurgische Dekompression gesorgt werden, sonst reagiert der Körper mit Dysplasien, Zellnekrosen und Multiorganversagen.
Der normale Gewebedruck beträgt 0 bis 5 mmHg. Überschreitet dieser Druck 12 mmHg, wird das für den Patienten gefährlich bis lebensgefährlich. (Schreiter 2009) Es fällt auf, dass viele Erkrankungen des Becken-Bauchraumes ursächlich nicht überzeugend erklärt werden können.
Hier sei nun die Hypothese gewagt, dass eine lange Reihe von Irritationen und Erkrankungen des Bauch-Beckenraumes, wie z.B. Prostatitis, Pankreatitis, chronische Gastritis, ulzerative Colitis, Dickdarmkrebs, Blasenkrebs, Gebärmutterhalskrebs oder Chlamydienbefall auf exzessives Sitzen und den damit erzeugten milden kompartmentalen Überdruck im Abdomen zurückgeführt werden können. Durch die Weiterleitung des Überdrucks in den Thorax und das Cranium sind auch in diesen Bereichen Überdruckstörungen anzunehmen.
Warum kann ein Überdruck im Körpergewebe so gefährliche Auswirkungen haben ? – Erhöhter Gewebedruck komprimiert offenbar die empfindlichen Kapillaren derart, dass der Perfusionsdruck kritisch erniedrigt wird. Das bewirkt eine Unterversorgung der betroffenen Gewebe mit Sauerstoff und Nährstoffen. (Schreiter 2009) Sauerstoffmangel schädigt die Zellatmung und führt zu Erkrankungen bis zu Krebs. (Warburg 1956)
Es ist allgemein bekannt, dass uns das Sitzen immobilisiert und dass Bewegungsarmut unphysiologisch und auch wegen der resultierenden mangelhaften Sauerstoffversorgung gesundheitsschädlich ist. Dazu kommt die dreifache Abknickung des Körpers in Hüfte, Knie und Ellbogen, die die Zirkulation behindert und vasculäre Erkrankungen verursachen kann.
Zudem wird im Sitzen ein „tropisches“ Klima im Schrittbereich erzeugt, das in Verbindung mit zu enger Wäsche und Kleidung ein bakterienförderndes Milieu schafft.
Der gefährlichste Faktor dürfte jedoch ein chronisch überhöhter „Sitzdruck“ und der daraus resultierende chronische Sauerstoffmangel im Bauchraum sein: Im „korrekten, richtigen“ Sitzen, wie es von der traditionellen Ergonomie und der Möbelindustrie propagiert wird, entsteht vermutlich eine milde Form des abdominalen Kompartmentsyndroms wegen des erhöhten Gewebedrucks im Bauch-Beckenraum, den die inkriminierte Sitzhaltung erzeugt.
Der intraabdominale Überdruck (IAH, intraabdominal hypertension) wird bewirkt durch den Druck des Oberkörpergewichts auf die Sitzfläche des Stuhls, durch den Gegendruck der Sitzfläche auf Gesäß und Beckenboden, durch die angewinkelten Oberschenkel, die gegen die Bauchwand pressen, durch den Gegendruck des Zwerchfells von oben und die vorgebeugte Haltung des Oberkörpers bei der Schreibtischarbeit, die den Druck in Thorax und Abdomen ebenfalls steigert.
Möglicherweise wirkt der Sitzflächendruck auf den Damm (das Perineum) wie ein Kolben, der über die Gewebeplatte des Beckenbodens durch das kleine Becken hindurch den hydraulischen Druck in den Eingeweiden aufbaut und verstärkt.
Die hier behauptete „Sitzdruck“-Hypoxie ist eine Hypothese, die erst durch abdominelle Gewebedruckmessungen bewiesen werden muss. Dafür versuche ich ein medizinisches Institut zu gewinnen. Eigene Blutdruckmessungen im Liegen, Stehen, Sitzen und in der Hocke bestätigen die Vermutung, dass der Gewebeinnendruck steigt, je stärker der Körper abgeknickt wird.
Es gibt in Deutschland seit einigen Jahren „Entzündungszentren“, die sich der Erforschung der entzündlichen Prozesse an den Grenzflächen Haut und Schleimhäuten widmen und nach den Gründen suchen, warum der natürliche Schutzmechanismus „Entzündung“ zu krankhaften Störungen entarten kann, die für eine lange Reihe von chronischen Erkrankungen verantwortlich zu machen sind.
Ein Forschungsergebnis zeigte z.B. , dass die natürliche Immunantwort auf Chlamydienbefall nur dann funktioniert, wenn genügend Sauerstoff in den Schleimhäuten vorhanden ist. (Roth et al. 2010) Das stützt die „Sauerstoffhypothese“ des Stoffwechselforschers O.Warburg, dass chronisch intermittierender Sauerstoffmangel eine große Rolle bei der Entstehung von Krebs spielt.(Warburg 1956)
Die Entstehungsursache der meisten chronischen Entzündungserkrankungen ist ungeklärt. Viele Beobachtungen deuten darauf hin, dass sie auf Sauerstoffmangel in den betroffenen Geweben zurückzuführen sind.